Vom Leben und Spielen auf dem Gnadenhof

  • Herren 2
  • 01.04.2025
  • Alex Baumann
  • 583
 
Die zweite Saisonhälfte vom Zwää erzählt in sieben Schwänken. Lerne mehr über das Leben auf dem Gnadenhof!

Der Gnadenhof vom UH Appenzell – im Volksmund auch "s'Zwää" genannt - ist eine Einrichtung, sie sich um die Pflege und Bespassung von Spielern kümmert, die sich aus verschiedenen Gründen nicht mehr in ihrem ursprünglichen Umfeld bewegen können. Oft handelt es sich um vom Leben angerempelte, vernachlässigte oder in der Qualität abgewertete Spieler, die auf dem Gnadenhof einen sicheren Zufluchtsort vor der Midlife-Crisis finden. Die Mannschaft besteht folglich aus begnadeten Spielern, welche sich dies auf dem Spielfeld aber nicht anmerken lassen. Die Gelbbehandlung wird grossgeschrieben.  Alle Spieler sind gelb, nur Marc ist gähler. Gleichzeitig ist das Leben auf dem Gnadenhof auch bunt. Es gilt so unterschiedliche Arten wir den mönchsbärtigen Rotkopfdachs (Menes raicus) oder die zaurende Brückenhummel (Bombus samus) zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen. Hopfen und Malz sind bei der Mannschaft aber sicherlich nicht verloren. Im Gegenteil. Hopfen und Malz werden von den Gnadenhöflern im Anschluss an Trainings und Spielen zu Lichtblicken verstoffwechselt, sie betreiben also eine Art umgekehrter Photosynthese. Wer Pflanzen dieser Art in Flaschen bei sich lagert, kann diese gerne am Mittwochabend bei der Grünannahmestelle Gringel (Öffnungszeiten 20.45-23.00 Uhr) sinnstiftend zu Seelenbräu kompostieren lassen. So viel zum Brot, nun zu den Spielen, erzählt in Schwänken:

UHA – Hurricanes Glarnerland Weesen 5:4 oder "Der Aufsteher des Monats"
Es war einmal ein Spieler, der sich nicht nur auf dem Gnadenhof, sondern auch in anderen wohltätigen Organisationen engagierte. So wohnte Vorstandsmitglied Hansjörg* (*Spitzname der Redaktion bekannt) einer Hauptversammlung bis in die frühen Morgenstunden bei. Am vereinbarten Treffpunkt für die Anreise zur Unihockeyrunde suchte man Hansjörg vergebens, auch auf Anrufe reagierte er nicht. Hausi* (*Körpergewicht der Redaktion bekannt) erklärte sich bereit, einen Hausbesuch bei Hansjörg abzustatten. Das Klingeln verhallte in der Prärie. So entschloss sich Hausi, die Wohngemeinschaft mit stillschweigender Einwilligung zu betreten. Dass die Welt im Appenzellerland noch in Ordnung ist, erkennt man daran, dass die Türen nicht abgeschlossen sind. Vielleicht lag es auch am Verarmungsgrad der Wohngenossen. Hausi kämpfte sich durch verwinkelte Gänge und ausdistillierte Luft und traf im Obergeschoss schliesslich auf ein schlafendes Subjekt. Eine nähere Prüfung ergab aber ein falsch-positives Ergebnis, das unbekannte Subjekt schlief weiter. Hausi gab nicht auf und setzte seine Suche in weiteren Zimmern fort. Und endlich, da lag er, frisch geknechtet von der Nacht, schlafend wie ein junger Gott. Es ergab sich folgender, ganz normaler Dialog:

Hausi: "Hansjörg?"

Hansjörg [umgehend antwortend, in normalem, freundlichem Ton, keinerlei Erschreckungssymptome gegenüber fremden Personen am Bettrand zeigend]: "Joo?"

Hausi: "Chunsch au mit?"

Hansjörg [weiterhin unbeeindruckt]: "Wo ane?"

Hausi: "Of Tägerwile"

Hansjörg: Werom?

Hausi: "Mer hend Match"

Hansjörg (seufzend): "Hmmh jo, denn chum i halt"

Hausi verlässt bauchfellkrampfartig den Raum und begibt sich zum Auto. Keine drei Minuten später folgt Hansjörg in voller Ausrüstung und vorgepackter Tasche. Hausi ist heute noch beeindruckt. Am Spiel selbst startete die Mannschaft mit einem Paukenschlag in die zweite Saisonhälfte. War man im Hinspiel noch mit 2:8 untergegangen, konnte der Leader in der Rückrunde bezwungen werden.

UHA – Jona Uznach Flames 1:0 oder "Das Spiel mit dem Feuer"
Im Heimspiel gegen die Flammen vom Obersee wollte die Mannschaft ein spielerisches Feuerwerk abbrennen, welches selbst den Riedfunken von Pyromansus lutzus in den Schatten stellt.  Am Schluss begnügte man sich mit einem bengalischen Hölzchen. Overachievement wird auf dem Gnadenhof nicht gerne gesehen. Das Golden Goal erzielte Golden Boy Lars, der wirblige Hügellemming. Mit seiner chronischen Treffsucht, im Fachjargon Skorona genannt, setzt er sich achtlos der Gefahr aus, dass er für das Team langsam too good to stay wird.

UHA – UHC Wyland 8:5 oder "In den Fängen der Kleider-Fundis"
Der Höhenflug ging weiter, mit einer guten Leistung und drei Freistosstoren konnte der UHC Wyland bezwungen werden. Man denkt, dass die Zeiten langsam vorbei sind, in denen Menschen wegen Äusserlichkeiten diskriminiert werden. Aber wieviel Toleranz kann man von einem Sport erwarten, der sich entlarvend Unihockey nennt.  Uni nicht unique. Da wird reglementarische Tracht erwartet. So bekam das schmalhüftige Schneeflusspferd (Hippopotamus bänzus) von der zuständigen Aufsichtsbehörde - schwarz-weisse Kleidung hilft wohl nicht bei einer differenzierten Wahrnehmung - eine Strafe wegen unkorrekter Ausrüstung ausgesprochen. Das Wählen einer falschen Nummer kann offensichtlich auch ausserhalb der Telekommunikation teuer zu stehen kommen. Am Ende ist man im Leben halt doch nur eine Nummer. Es wird Zeit für Polyhockey.  

UHA – Floorball Heiden 2:10 oder "Die Hochzeitsmärtyrer"
Amor hat schon viele Paare verköppelt. So wollte auch der brünftige Gartenbiber (castor turteltaubus) im Leben nicht mehr Alain sein und ersuchte sein Konkubinat unter göttliche Schutzherrschaft zu stellen. Da er dieses Glück verständlicherweise auch nicht Alain feiern wollte, lud er die halbe Mannschaft zu diesem Feste ein, justament an einem Spieltag gegen die Vorderländer Heiden. Gott musste Prioritäten setzen und liess Recht vor Gnade walten. Er schickte die Restpostensammlung mit einer 2:10 Niederlage nach Hause und beschenkte die frisch Vermählten mit seinem Segen und einem rauschenden Fest. Ehe Simon im Tor den Koller bekam, pfiff der Himmel ab. Ein kleines Fest gab es nach Spielschluss trotzdem. Das immergrüne Knorpeltier (ernestor methusalix) feierte sein 200-Spiele-Jubiläum im Dress des UHA. In excelsis Deo.

UHA – Tägerwilen 4:6 oder "Das Blackout"
Verlieren ist eine alternative Form des Gewinnens, wenn auch eine etwas spassbefreitere. Von dieser Runde ist ausser dem Resultat nichts überliefert und Ergebnisse sind in der Drittliga so relevant wie Dehnübungen nach dem Training. Der Einzige im Team, der von Tuten und Blasen eine Ahnung hätte, ist der galoppierende Bandenwüterich (heebus duracellus), doch auch aus ihm guggte nichts heraus.

UHA – UHC Trimmis Flyers 8:4 oder der geheiligtes Land
Mit dem Sieg sicherten sich die Gnadenhöfler den Klassenerhalt und besiegelten gleichzeitig faktisch den Abstieg von Trimmis. Das Spiel hatte somit keinen positiven Effekt auf das Bruttosozialglück. Im Leben ist vieles nicht eindeutig. Der Beckenboden hat beispielsweise für den Inkontinenten eine ganz andere Bedeutung als für den Nichtschwimmer. Ähnliches gilt auch für den Hallenboden. Währenddem er für die einen lediglich Mittel zum Zweck, ist er für andere ein anbetungswürdiger Fruchtbarkeitsgott.  Er ist quasi der Humus, auf dem auch kümmerliche Spielerpotentiale aufblühen können. Holperpässe werden zu präzisen Zuspielen flachgedüngt. Die Bündner Herrschaft weist nicht nur für den Pinot ein ideales Terroir auf und so ist der Abstieg von Trimmis nicht nur aus menschlicher Perspektive zu bedauern. Wir, insbesondere der pelzige Rückhandolm (floebus tricklibubus), drücken die Daumen für einen schnellen Wiederaufstieg.

UHA – Rychenberg 3:4 oder "Job-Sharing im Sport"
Im letzten Spiel gelang es leider nicht, Rychenberg 14:0 zu bezwingen und den Trimmiser Humus in der Drittliga zu halten. Dafür kamen für den UHA 20 Feldspieler zum Einsatz, je 10 pro Halbzeit. Der Plan, den Gegner mit dem neuen Arbeitszeitmodell zu verwirren oder zu ermüden, ging nicht auf. Mit dem letzten Spiel zogen sich auch zwei Vereinslegenden vom aktiven Wettkampfsport zurück. Beni, die Nummer zwei der ewigen Skorerliste des UHA, der die Bälle als stolperndes Magnet magisch anzog und verteilte. Und Bruder Jakob, die Nummer zwei der ewigen Ovi-Cup-Liste, ein treffsicherer Shooter und anatomisches Wunder, der sich Muskeln zerren konnte, die in keinem Medizinbuch beschrieben sind. Schauen wir mal, wie resistent sie gegen Comebacks sind...

Im Unterschied zu Legehennen bedeutet für uns das Saisonende glücklicherweise nicht das endgültige Ende. Das fröhliche Leben auf dem Gnadenhof geht auch in der Saison 25/26 weiter.