Die glorreichen Neun

  • Herren 2
  • 04.03.2019
  • Alex Baumann
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Lesen Sie hier von den glorreichen Neun, die auszogen, um das Fürchten zu lernen und als Helden mit vier Punkten nach Sioux-City zurückkehrten.

Die glorreichen Neun

Es war etwas los in Sioux City! Die weit verbreitete Lehrmeinung des Berner Philosophieprofessors Marco Pfeuti, dass es keine Indianer mehr gibt, wurde eindrücklich widerlegt. Und wie in jedem richtigen Indianerreservat floss das Feuerwasser in Strömen. Was vom Feuer übrig blieb, loderte am nächsten Morgen in den Restbeständen der Augen von Sheriff Mösli als rot schimmernde Glut. Auch andere wähnten trommelnde Medizinmänner im Schädel, weshalb sie einer allfälligen Skalpierung wohl zugestimmt hätten. Die Schlacht am Little Big Mountain hatte Opfer gefordert. Dazu kam die unerbittlich grassierende Narren-Pest, die alljährlich um diese Zeit brave Unihockeyspieler am Fasnachtssonntag zu kurzfristigen Absagen zwingt. Trotzdem zogen einige Unentwegte aus, um den Kampf gegen äussere und innere Feinde zu bestehen. Sie werden hochdekoriert als die glorreichen Neun zurückkehren, aber davon später.

Überstrahlt wurde der Auszug von der Rückkehr einer Legende, die sich nach zweijähriger Schaffenspause spontan dem wilden Haufen anschloss. Als Rico mit dem Unihockey begann, dachten die Väter der meisten anderen Teammitglieder noch gar nicht an ergebnisorientierte Vermehrung. Unihockey spielte man noch in schwarz-weiss, mit Schlägern aus Eichenholz und Bällen aus gegerbten Otterblasen. Das Ötztal hat den Ötzi, Schwellbrunn in der Person von Rico den Schwelli. Einfach ohne Fell und Pfeilspitzen im Rücken. Und Schwelli war gleich gefordert, da nur drei lebensfähige Verteidiger aufgetrieben werden konnten. Das brachte das Blut der Spieler in Wallung, wodurch der Restalkohol gratis in den Köpfen ausdestillierte und sämtliche Schädlinge in der "Halle für alle" zu Stäfa auf Jahre vernichtete. Zur Pause stand es 2:1 für den Gegner. Doch dann schlug die schicksalshafte Stunde der Stammesbrüder mit einem Treffer der Marke Innerrhoden: Motherson Fässler passte auf brother-from-another-mother Fässler, der gekonnt auf brother-from-the-same-mother Fässler auflegte, der in Folge keine Mühe zeigte, alle beteiligten Mütter mit einem Tor glücklich zu machen. Mit dem dreifachen Fässler war der Bann gebrochen. Schmidi the Kid, der unangefochtene Leader der vereinsinternen Tubel-Trophy, feuerte aus seiner Wespentaille und traf mitten ins Herz der Riders. Mit dem 4:3 Sieg landeten die drittletzten Appenzeller gegen die zweitletzten aus Bubikon-Dürnten letztlich einen Favoritensieg, was aber natürlich nichts vom heroischen Glanz wegzunehmen vermag.

Im zweiten Klassiker wartete der ganzletzte Disentis. Es war ein körperbetontes Spiel und Ramon setze seinen Jamon wuchtig ein. Die Spielanteile waren fair verteilt, die Bündner liefen und die Appenzeller trafen. Besonders Sheriff Mösli war entfesselt. Die beschränkten Öffnungszeiten seiner Augen schienen seine Sinne zu schärfen und er blies zum Angriff auf die Topscorer-Krone. Mit seinem vierten Tor stiess der Sportchef den Präsidenten in dessen Abwesenheit vom Thron. Brisant! Aber ein Lächeln seines frisch geschlüpften Sohnes wird genügen (herzliche Gratulation an dieser Stelle!), damit Jungvater Raphy diesen Putsch auf seine Machtfülle vergessen kann. Als sich dann auch noch das ältere T der Tickler Twins, Häuptling Retonimo, eigentlich ein überzeugter Abstinenzler jeglicher Skorerpunkte, sich in fasnächtlicher Dekadenz zu einem Tor hinreissen liess, war der Mist geführt. 8:1 lautete das klare Verdikt für die Glorreichen Neun. Bruder Livio von Bivio sorgte sich kurz vor Schluss um die Altersvorsorge von Goalie Sitting Bull Koller, weshalb er ihn mit einem freundschaftlichen Fehlpass von der finanziellen Last befreite, eine Shutout-Runde zu bezahlen. Bevor Sitting Bull zum Raging Bull werden konnte, stand anderes Bier bereit. Und Livio wird bei seiner bevorstehenden Weltreise zu seinem inneren Frieden zurückfinden müssen. Ebenso wie The Crazy Horse Lutz (aufgrund seiner Bärenkräfte auch ehrfürchtig „the Hultz“ genannt), der wie ein Derwisch durch die gegnerischen Reihen wütete und für ein fürchterliches Foul, er befreite seinen Stock aus den Händen des Gegners, völlig zu Recht zwei Minuten auf die Strafbank geschickt wurde. Nichts konnte jedoch die Freude über die vier Punkte trüben. Die professionelle Spielvorbereitung am Vorabend hat sich ausgezahlt. Wir wollen auch vor der letzten Runde alles für den Erfolg tun und sind bereits jetzt auf der Suche nach einer geeigneten Fasnacht für den 16ten März.

Unter lautem Indianergeheul traten die glorreichen Neun den Heimweg an, natürlich standesgemäss im Siouxbaru.

Die glorreichen Neun vom UHX Sioux-City: Sitting Bull, The Tickler Twins, Crazy Horse, Schwelli, Schmidi the Kid, Little Big Ben, Bruder Livio, Sheriff Mösli, Wild Wild Moustache